digitalien.org — Stefan Knecht

Fokus, Ausrichtung, Befähigen, Ermächtigen

Mit ‘Selbstorganisation’ ist gerne die unausgesprochene Hoffnung verbunden, dass sich über Nacht alle bisherigen Stockungen in Luft auflösen. Das Erstaunen ist groß, wenn das so nicht klappt.
 
Selbstorganisation organisiert sich nicht selbst, sie braucht systemische Leitplanken.

Im Deutschen klingt das gestelzt, Englisch ist knackiger:

Focus: align → enable → empower
Meist liegt das daran, dass die Voraussetzungen nicht geschaffen sind, in denen autonom und selbstorganisiert gearbeitet werden kann. Wird erwartet, dass Mitarbeiter ‘einfach funktionieren’, dann klapt das eher nicht so gut.
 
Die erste und notwendige Bedingung ist: alle wissen, wohin es gehen soll.
 
Vor dem ‘dürfen’ steht noch ‘können’ — das ‘wollen’ kommt dann von alleine, selbstorganisiert, selbstgesteuert. Doch erst, wenn der Rahmen gesetzt und damit der Möglichkeitsraum verlässlich.
 
Leitungsrollen und Manager müssen also zuerst Bedingungen schaffen, in denen Selbstorganisation funktionieren kann. Dann erst kann Verantwortung abgegeben werden und Selbstorganisation funktionieren.

Ziel, Fokus, Nordstern

»Da wollen wir hin! — Den Weg wisst Ihr besser. Wenn Ihr Mittel braucht: sagt früh’ genug Bescheid.«

Fokus: align - enable - empower
In diesem Schaubild steckt schon alles drin:
 
  • links unten: bei geringer Autonomie und geringem alignement geschieht … nichts.
  • links oben: bei geringer Autonomie und gegebenen alignment kennen alle das Ziel doch es fehlen Mittel und Wege
  • rechts oben: bei hoher Autonomie und hohem alignment orientieren und fokussieren sich Mitarbeitende auf das gemeinsame Ziel. (Haben Sie’s bemerkt? Das Beispiel hinkt ein wenig, die Mittel kommen nicht vor.)
  • rechts unten: bei hoher Autonomie macht jeder, was er/sie mag und jede:r etwas anderes. Das Ziel ist kein gemeinsames und es geht nichts voran.

Alignment = Ausrichtung auf ein Ziel

Alignment heisst: das gleiche Verständnis und damit die gleichen Ziele haben — nicht compliance.

Das ist nun dummerweise einer der am häufigsten missverstandene oder
als ‘Gehorsam’ missbrauchte Begriff in Organisationen. Genau darum geht es nicht.

Alignment ist eine ständige Aufgabe und muss laufend justiert und klar formuliert werden: was ist Ziel, was nicht Ziel eines Vorhabens?

Enable = Befähigen, Mittel bereitstellen

Enablement heisst: in der Lage zu etwas sein, die Fähigkeiten, Kompetenzen oder das Können haben.

In konventionellem Verständnis kann das auch Personalentwicklung sein oder die Entwicklung persönlicher Fähigkeiten durch Trainings oder Coaching.

Enablement ist eine Führungsaufgabe — wenn nicht die nobelste.

Ohne Befähigung kann produktiv nichts geschehen. Haben alle Mitarbeitenden die individuellen Fähigkeiten? Welche erreichbaren Lernziele müssen passiert sein, damit fehlende Kompetenzen wirksam werden können?

Was noch nicht so gut geht, kommt schnell in Retrospektiven zu Tage. Darum sind Retros wichtig: um sich ständig zu hinterfragen, aus Fehlern zu lernen und besser zu werden.

Empower = Ermächtigen, Verantwortung übernehmen

Ist das ‘Wollen’ und ‘Können’ geklärt, folgt das ‘dürfen’ — Empowerment ist die Ermächtigung und das Mandat auch wirksam zu werden. Das Team und Mitarbeitende erhalten die Autonomie um ihre Aufgaben selbständig zu organisieren. Damit beginnen agile Arbeitsformen.