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digitalien.org — Stefan Knecht
Das ‘Eiserne Dreieck des Projektmanagements’ zeigt die drei Variablen Scope, Ressourcen und Termin:
In plangetriebenen Projektmanagement-Methoden ist der Umfang (scope) fixiert.
Was am Ende eines Projektes als Ergebnis stehen soll, wird zuvor festgelegt.
Die Dreiecksbeziehung bedeutet: mindestens eine der beiden anderen Größen ist variabel.
Der Projektleiter ist dafür verantwortlich, das Projektziel unter den gegebenen Rahmenbedingungen ‘durch die Tür’ zu bekommen und den vordefinierten Plan zu realisieren. Erfahrene Projektleiter wissen: Unvorhergesehenes geschieht immer.
Fast alle Entscheidungen in Projekt und nicht kalkulierte äußere Einflussfaktoren haben Einfluss auf diese Dimensionen. Wird eine der drei Größen verändert, so hat dies direkte Auswirkungen auf die beiden anderen Größen.
Um die Projektziele trotzdem zu erreichen, müssen Änderungen in einem Parameter durch die beiden anderen Größen ausgeglichen werden. Der Projektleiter hat die Aufgabe diese Zielgrößen so auszubalancieren, so dass das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann.
Um sicher zu gehen und den Plan auch unter widrigen Umständen zu erfüllen, werden daher häufig Zeit- und Budgetpuffer in die Aufwandschätzungen eingeplant. Darunter leidet jedoch die Transparenz.
Agile Entwicklung liefert Wert in kurzen Zyklen der Validierung.
Idealerweise kann man nach jedem neu entwickelten feature eine Auslieferung starten.
Damit eröffnet sich eine neue Option und das ‘Eiserne Dreieck’ stellt sich auf den Kopf —
Ist der scope variabel, dann heisst das nicht dass ‘alles mögliche’ herauskommen kann.
Ein variabler Scope bedeutet: Das Team versucht so gut als möglich mit den gegebenen Randbedingungen das zu liefern, was der Kunde am Nötigsten braucht, diejenigen features zuerst zu implementieren, die akut den meisten Nutzen stiften.
Natürlich macht man sich auch zu Beginn einer agile organisierten Entwicklung Gedanken über den Scope: in der Produktvision werden Eigenschaften des fertigen Produktes festgelegt ohne ins Detail zu gehen. Schließlich weiß am Anfang noch niemand — auch der Kunde nicht — wo genau die Reise hingeht.
Es wird immer ein paar must-have-Features geben, die den Produktkern ausmachen. Und ebenso nice-to-have-Features, die nicht ganz so entscheidend sind. Diese finden sich im Laufe des Projektes und wenn ‘Luft ist’ dafür.
Hier wird der Hauptnutzen eines sauber gepflegten Backlog einleuchtend: da immer die wertvollsten Eigenschaften oben liegen, kann man sicher sein, dass die Dinge mit dem höchsten Wert auch zuerst erledigt werden.
Gegen Projektende kommen die nice-to-have Features in die Umsetzung. Das sind jene, die einen relativ geringeren Kundennutzen oder business value haben. Das wirklich essentiell Notwendige ist dann schon umgesetzt. Die Ralleystreifen kommen am Ende.
Die nice-to-have-Features sind also ein ‘Feature-Puffer’. Man kann jederzeit transparent sehen, was noch erledigt werden könnte, wenn etwas Luft im Projekt bleibt. Das ist ein großer Unterschied zu Zeitpuffern in traditioneller Planung.
Die Planung ist damit weniger abhängig von der Präzision einzelner Schätzwerte.
Wenn sich an den ursprünglich formulierten Anforderungen nichts ändert, wird man in einem Korridor zwischen einer optimistischen und einer pessimistischen Schätzung dieser Anforderungen landen. Und wenn sich doch etwas ändert, dann bemerken wir das frühzeitig – und nicht erst am Ende des Projekts und können abwägen was in der Zeit noch umgesetzt werden soll.
Es stimmt also nicht, dass ‘man agil nichts planen kann’. Im Gegenteil: man kann durch laufende Priorisierung und die Integration von Nutzerfeedback sehr produktiv dafür sorgen, dass die wichtigsten Dinge auch wirklich geliefert werden und mit Unsicherheiten entspannter umgehen.
Die Prognose, wann welches Feature vorhanden sein wird, hat mit agilen Methoden also keinen Zeitpunkt, sondern einen Zielbereich.
Davon mehr im Beitrag zum ➚ release burn-down chart, das eine Prognose geben kann, wann spezifische Lieferungen geschehen.