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digitalien.org — Stefan Knecht
Welche Methoden und Tricks helfen bei der Priorisierung des Backlog und zur Planung von Releases?
Ständiges und transparentes Priorisieren löst drei wiederkehrende Fragen:
Agile Methoden maximieren Wertschöpfung durch kurze Zyklen und ständige Lieferung funktionierender Software.
Eine zentrale Methode dazu ist die Zerlegung und Priorisierung in ‘vertikale’ funktionale Scheiben.
Vertikale Scheiben bedeutet an der Hamburger Metapher: nicht von unten nach oben den Hamburger perfekt belegen sondern ‘Durchstiche’ herstellen, dann besser werden und features detaillieren.
Das Video stammt von Krishan Mathis, ➚ Radical Focus.
Wertvollere Funktionen werden zuerst entwickelt. So ist besser sicher zu stellen, dass bei unvorhergesehenen Verzögerungen auf jeden Fall die wichtigsten Teile fertig werden. Unter Umständen ist es so auch möglich, mit einem teilweise fertiggestellten Produkt erste Umsätze zu generieren.
Bei gleichem Wert haben riskantere Funktionen Vorrang. Gelingt deren Umsetzung nicht im ersten Anlauf, bleibt Zeit für die Entwicklung von Alternativen.
Mit einer inkrementellen Fertigstellung und Lieferung bringen neue Features einen direkt berechenbaren Mehrwert. Eine Verzögerung bedeutet im gleichen Sinn Kosten des Mehrwertes, der nicht realisiert werden konnte.
Es gibt Features mit unverhältnismäßig teuren oder prohibitiven Konsequenzen. Wenn etwa eine Änderung der Umsatzsteuer in einem eCommerce-System nicht umsetzbar ist, muss der Verkauf unterbrochen werden.
Viele andere Beispiele gibt es aus regulierten Märkten, in denen gesetzliche Vorschriften für den Betrieb realisiert sein müssen.
Wenn ein Release zu einem festen Zeitpunkt ausgeliefert werden muss, dann hat ein Konglomerat halb fertiger und nicht benutzbarer Features keinerlei Wert.
Jedes Release muss damit aus einer gemäßen Menge fertiger und nutzbarer Features bestehen.
Leider sind Features nicht immer unabhängig zu formulieren, da technische Abhängigkeiten auch mit Umsystemen bestehen. In diesen Fällen muss eine dadurch bestimmte Reihenfolge der Fertigstellung eingehalten werden.
Es kann sinnvoll sein, Basisfeatures als Platzhalter (stub) oder mit eingeschränkter Funktionalität zu entwickeln, um die Auswirkungen der Abhängigkeit/en zu begrenzen.
Zu den formalen und ökonomischen kommen informelle Faktoren, die ebenso ausschlaggebend sein können.
Etwa, wenn Features so klein sind, dass sie kaum gegeneinander gewichtet werden können. Oder wenn gleichwertige Features als Gesamtheit wahrgenommen werden: Ist in einem Textverarbeitungsprogramm das ‘a’ oder das ‘e’ wichtiger, Tabellen oder eine ‘Rückgängig’-Funktion?
Bei einem Auto das rechte oder linke Vorderrad?
Mike Cohn rät: zuerst über Epics priorisieren, dann die Epics öffnen und nach Releases optimieren.
Die Gewichtung von features kann auch schnell durch eine Experteneinschätzung priorisiert werden.
Wer ist Experte für das Produkt? Genau: der PO — der steckt am Tiefsten drin im WAS und kennt die Kunden-/Nutzerbedürfnisse in- und auswendig. Weil er ständig Kontakt hat.
Ein qualitativer Weg ist der Einsatz des Kano-Modelles, mit dem der Einfluss von Features auf die Nutzerzufriedenheit eingeordnet werden kann.
Eine kleine Testgruppe realer Nutzer wird dazu befragt: “Wie finden Sie es, wenn diese Funktion vorhanden ist?” — oder die dysfunktionale Frage “Wie käme es Ihnen vor, wenn dieses Feature nicht existierte?”
Mehr dazu: ➚ Das Kano-Modell: was wollen Nutzer wirklich?