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digitalien.org — Stefan Knecht
Gerne in einem Zug mit der Maslowschen Bedürfnispyramide genannt: Arthur McGregors Theorie X/Y, anno 1960. Die hat jener nur anders gemeint, als sie verstanden und weitergereicht wird.
Myth busting for starters, fast schon albern.
Das Maslow-Treppchen ist obsolet, mehr in diesem Beitrag.
Arthur McGregor war 1960 Professor am MIT. In einem Buch ‘The Human Side of Enterprise’ formulierte er zwei Menschentypen als implizite Grundlage hierarchischer Betriebsführung.1Das Cover zeigt eine Ausgabe von 2006. Im Zeitgeschmack der 1960er war diese Sicht die geltende Meinung und bediente die Erwartungen tayloristischer Betriebsführung. (McGregor 2006)
Douglas McGregor machte Maslows Treppenleiter in Managementbüchern populär. Um die Übersetzung in den Unternehmenskontext zu erleichtern, ignorierte McGregor die von Maslow formulierten Nuancen. Die Pyramidenform hat er allerdings auch nicht erfunden. (Bridgman et al 2019)
Stark verkürzt sagt die Theorie X/Y:
Typ X | Typ Y |
haben keine Lust zu arbeiten | arbeiten gerne |
brauchen Kontrolle | sind selbstdiszipliniert für vereinbarte Ziele |
möchten angeleitet werden | übernehmen Verantwortung |
fehlender Ehrgeiz | |
enge Überwachung, benötigen Belohnungen, reagieren auf Sanktionen | sind intrinsisch motiviert über die Zufriedenheit mit geleisteter Arbeit, übernehmen Aufgaben ohne Supervision |
”Theory Xers do not exist. (…) Theory X is just an ugly prejudice about other people at work.”
McGregor 1960/2006 Tweet
McGregor hatte das gesamte Buch auf der entscheidenden Erkenntnis aufgebaut, dass die Annahmen der Theorie X über die menschliche Natur geradeaus falsch sind. McGregor sah vielmehr den Schlüssel in selbstbestimmtem Arbeiten und flachen Hierarchien. Das ist schon nahe an dem, was man heute ‘agil’ nennt: in kleinen Stücken arbeiten, viel miteinander reden, Fehler als Lernen integrieren und zusehen, dass man das gemeinsam auf Dauer so durchhalten kann.
Die ursprüngliche Nachricht wird dennoch und ständig falsch zitiert. 1964 schob McGregor die Theorie Z hinterher. Zu spät. X/Y war in der Welt und will dort nicht mehr verschwinden.
(M)eine Interpretation:
X-Menschen als Standard zu setzen spielt in den Lauf von hierarchischem Management, Ansagen, rigider Planung und damit dem command-and-conquer Führungsstil. Nimmt man mit Theorie X an, dass Mitarbeitende angeleitet und angewiesen sein wollen weil diese sonst weder Leistung bringen noch Ziele erreichen, dann kann alles bleiben wie es in konventionellen Organisationen schon immer war.
Theorie X/Y aufrecht zu erhalten ist damit eine self-fulfilling prophecy oder magisches Denken.
Vordergründig ist das durchaus ökonomisch sinnvoll: bleibt alles, wie es ist, wird keine Energie und Aufmerksamkeit aufgewendet. Da Strukturen ohnehin lieber bleiben wollen, wie sie gewachsen sind — ob organisch oder verkrebst — gibt es auch keine Not für Veränderung. Beide Parteien, Arbeitgeber wie -nehmer halten Zumutungen weiterhin aus.
Rasender Stillstand.
Wie Motivation funktioniert ist hinreichend bekannt. Wir können andere nicht zu etwas motivieren. Wir können uns selbst motivieren. Nicht Macht und Weisung sind Katalysatoren sondern Autonomie, Können und etwas subjektiv Sinnvolles zu tun.
Falls noch nicht bekannt: Dan Pinks kurzes Video ‘Drive: The surprising truth about what motivates us’ bringt die Dinge in einen schlüssigen Zusammenhang. Unterhaltsam noch dazu. Arbeit soll ja Freude machen.
Das Bild des Esels ist adaptiert und ohne freundliche Zustimmung bearbeitet. Das Original ist „Tux on a Donkey“ von Sam Hewitt.
Das YouTube-Video mit der Animation zu Dan Pinks Vortrag hat die Adresse https://www.youtube.com/watch?v=u6XAPnuFjJc