digitalien.org — Stefan Knecht

Essiggurken, Metronome und Veränderung

Was und wie mit Veränderungen geschieht, beschreibt ein Glas Essiggurken, Prescott’s Pickle Principle und die Beobachtung gleichgeschalteter Metronome: Du kannst anders sein wie Du magst — Unternehmenskultur holt Dich ein.

»Cucumbers get more pickled than brine gets cucumbered.«

Gerald Weinberg


Die Essiggurken-Analogie sagt schon ziemlich alles, was zu change, Wandel und induzierter Veränderung zu wissen ist.

Das Gurkenwasser ändern — nicht die Gurken.

»Gurken schmecken eher nach Essig als das Wasser gurkiger wird.« — Gerald M. Weinberg

»Gurken schmecken eher nach Essig als das Wasser gurkiger wird.«

Prescott’s Pickle Principle: A small system that tries to change a big system through long and continued contact is more likely to be changed itself. (S. 115)

Das Gurkenglas ist die Organisation, die Gurken sind Menschen im Unternehmen. Das Essigwasser ist die Unternehmenskultur.

Damit ist alles gesagt. Was geschieht, ist Alltagserfahrung.

Die Menschengurken nehmen nach einiger Zeit und ohne dass sie es aufhalten können, den Geschmack des Gurkenwassers an. Sie werden wie das sie umgebende System Unternehmen und können nichts dagegen machen. Nicht wird die Essigsole gurkiger und nimmt Eigenschaften der (neuen) Menschen an sondern genau umgekehrt: wir assimilieren uns an Umstände, nicht die Umstände an uns.

Der neue Wind, der neue Besen, der neue Manager schwingt brav und flott im Gleichtakt des Vorhandenen. Das gilt für Berater, Superhelden und alle anderen Gurken gleichermassen.

Ist nur eine Frage der Zeit.

Gemeinsam schwingen

Stimmt nicht? Stimmt wohl.
 
Zufällig tickernde Metronome synchronisieren sich, wenn der Untergrund nur ein klein wenig flexibel ist.
 
Die Analogie fubktioniert: gibt das Unternehmen nur ein wenig nach (lese als: ändern sich Strukturen), dann schlagen alle alsbald wieder im Gleichtakt.
 
Es gibt ein Modell, das dieses kleine Wunder beschreibt. (Wenn Sie es verstehen: Sie dürfen es behalten.)

 

Mit so wenigen Metronomen ist Synchronisation keine Kunst?
 
Es geht auch mit vielen und sehr vielen. 

»Again what learned.«

Die Essiggurkenregel gilt. Immer.

Die Essiggurkenregel gilt ausnahmslos. Damit auch für externe Mitarbeiter und Berater: lange genug dabei und schon geschieht das kleine, gemeine Wunder der Gleichmacherei.

Für das System Unternehmen (wie für die Gurken) hat der Essig eine konservierende Funktion: es soll bitte alles bleiben wie es ist. Keine Experimente! Keine Änderungen, keine Störungen: wir haben uns im sauren Millieu gut arrangiert.

 

Es soll anders werden?

Das Bild der Essiggurken greift weit.
 
Das Glas können Sie schlecht tauschen — doch die Sole, das Essigwasser leicht: das sind die Strukturen, die Art und Dichte, in der Zusammenarbeit geschieht, wie und was kommuniziert wird.
 
Ja, Unternehmen bestehen aus Menschen. Zusammengehalten werden sie durch den Kitt der Sprache. Da zuerst ansetzen ist eine gute Idee.
 

Quellen

Gerrus Medole. (2016, December 17). 64 Metronomes in Perfect Syncronisationhttps://www.youtube.com/watch?v=Ov3aeqjeih0
 
Harvard Natural Sciences Lecture Demonstrations. (2010, August 6). Synchronization of Metronomeshttps://www.youtube.com/watch?v=Aaxw4zbULMs
 
The synchronization of 100 metronomes. (2017, January 4). The Kid Should See Thishttps://thekidshouldseethis.com/post/the-synchronization-of-100-metronomes
 
Weinberg, G. M., & Satir, V. (1985). The secrets of consulting: a guide to giving & getting advice successfully (Leanpub edition 2014-07-09). Dorset House Pub.
 
ɐnɥsoſ. (2020, December 15). This is how organisational culture works. [Tweet]. @joshuajameshttps://twitter.com/joshuajames/status/1338956881591554049