Kolophonium ist ein gelbes bis braunschwarzes, aus Baumharz gewonnenes Produkt mit muscheligem Bruch und Glasglanz. Es wird u.a. verwendet, um dem Bogen von Streichinstrumenten einen ‘kräftigen Haftgleiteffekt’ zu erhalten.
digitalien.org gibt es seit Oktober 1998. Das ist ganz schön lange her. Seitdem wohnt es bei der bytecamp in Brandenburg an der Havel, die man nicht genug loben kann: die sind schlau und keine Roboter. Dazu gibt es eine Geschichte. Wenn ich mich verlaufe im Webserver, dann rufe ich dort an. Ein ruhiger Mann löst dann in der Zeit eines Wimpernschlages leichterdings jedes für mich vertrackte Problemchen. In der Pandemie wollte ich mich wenigstens einmal in der langen Zeit dafür handfest bedanken und schickte ein feine Herrenschokolade mit einem demütigen Lobkärtchen an die Havel. Beim nächsten Telefonat Monate später wurde klar dass die Schoggi nie ankam. Ich schickte eine weitere. Wieder nichts. Stellte sich heraus: Bytecamp war seit mindestens fünfzehn Jahren umgezogen. Beständigkeit ist, wenn man es nicht merkt.
Texte und Materialien geben persönliche Meinungen wieder, was auch sonst. Meine Meinung kann sich ändern, wenn die Fakten sich ändern. Oder mein Verständnis.
Wenn Sie Fehler finden: behalten oder netterweise Bescheid sagen. Das geht per Telefon, eMail oder per Mastodon. Lieber nicht über LinkedIn, das kann ich nicht leiden und viel zu langsam komme ich auch darauf, weshalb: es handelt sich dort um parasoziale Beziehungen in einem Goldfischglas, das jeden Morgen sein Gestern vergessen hat: unlauteres Verhalten hat keine Konsequenz für Businesskasper. Diese Flüchtigkeit ist (mir) zu viel.


‘Vermehrt Schönes!’ ist ein Aufkleber, der irgendwann in den 2000er Jahren im Museumsviertel Wien auslag. Schockverliebt in die ewige Mehrdeutigkeit steckte ich alle erreichbaren Sticker ein. Sie kleben auf meinem technischen Gerät, dem Fernsprechapparat, Tablet, dem Rechner und dem Klapprad. Ein Signaturepapperl sozusagen. Tatsächlich war es eine Werbekampagne einer Bank (was mir wurschtegal ist). Als die Kleberle zur Neige gingen, schickte die freundliche Presseperson Ersatz und beide haben wir uns gefreut. Das Klapprad ist mir auch liebgeworden. Nichts hat mein Mobilitätsverhalten so dauerhaft und tief verändert. Ohne britpony in den öffentlichen Nahverkehr? Fühlte sich nackt an, chancenlos.
Der Skeuomorphismus eines manuellen Leuchtstiftes ist geklaut von Ulf Schneider, dessen Website ansonsten so ist, wie ich es mit meinen Fähigkeiten leider nie hinkriegen werde: minimal und zeitlos schick.
»Wie jeder weiß, wird Quittengelee in Wirklichkeit aus Quallen gemacht.« — »Wie jede Qualle weiß, wird Wirklichkeit aus Quittengelee gemacht.«
sofa.digitalien.org
Auf sofa.digitalien.org stand einige Jahre »Le Sofa«, das von dem recht berühmten Journalisten und Autoren Peter Praschl gepolsterte Weblog. Es war eines der ersten deutschen Weblogs und ein klein wenig berühmt, was recht ausschliesslich am Praschl lag. Und an den illustren Menschen und ihren kleinen Geschichten: Arne Boecker, Andrea Dusl, Gaby Hauser, Evi Kritzinger, Kirsten Rick, Kung Shing, Bettina Schneuer und Meike Winnemuth. Darf man die einfach so nennen? Mei, warum auch nicht.
Es gibt ein Sofa-Archiv. Nach dem Start auf digitalien zog es einige Jahre später um nach arrog.antville.org, wandelte sich, schlief dann langsam ein auch weil die Leute weiterzogen. Das war um die Zeit, als diese Social Networks um Aufmerksamkeit rangen, noch lange vor Twitter, das jetzt X heisst und für immer kaputt ist.
